Die AnyHand im Einsatz
Vor kurzem hatten wir die Gelegenheit zu einem Interview mit Jürgen Mack, einem Physiotherapeuten aus Ulm . Wenige Wochen zuvor konnte er mit seinem Praxisteam die AnyHand im Rahmen einer Teststellung unter die Lupe nehmen. Im Interview geht es allerdings nicht nur um unseren Handtherapieroboter, sondern auch um die Motivation, Hände zu therapieren und warum man Innovationen nicht verpassen sollte.
Wie lief die AnyHand-Teststellung in deiner Praxis?
Die Patientenresonanz war sehr gut, ebenso die Durchführung der Therapien. Am Anfang mussten wir noch besonders aufpassen, wie wir bei Sehnenverletzungen das Handgelenk positionieren. Wir mussten ein bisschen ausprobieren, damit auf keinen Fall Spannung auf die Sehne kommt. Von der Funktionalität und Akzeptanz her hat es aber hervorragend funktioniert. Es ist eine sehr gute Ergänzung zum Therapiealltag, durch die die Patienten noch mehr an Funktion gewinnen können.
Wie bist du überhaupt auf LIME aufmerksam geworden?
Ich habe Pascal im SWR1 gehört! Daraufhin habe ich über den SWR seine Kontaktdaten herausgefunden und ihm geschrieben. Es war von Anfang an ein super Kontakt. Ab und an ist Pascal hier nach Ulm gefahren, sodass wir die Weiterentwicklung begleiten konnten. Das war ein sehr spannender und interessanter Prozess und Pascal war eben immer offen für Dinge, die wir angemerkt haben und weiterentwickelt werden konnten. Das erste Treffen fand ziemlich zu Beginn der Entwicklung statt – wir kennen uns schon fast vier Jahre . Seither ist das ein ständiger Begleitprozess.
Unter den Physiotherapeut*innen findet man nicht viele spezialisierte Handtherapeuten. Warum hast du dich dafür entschieden?
Das Schöne bei Handbehandlungen ist, dass das Ziel klar definiert ist: es geht immer darum, die Funktion für jeden passend und so schnell wie möglich zu erreichen, egal ob jemand jung oder alt ist oder in welchem Arbeitsverhältnis er steht. Bei der Hand lässt sich auch viel mehr evaluieren und es gibt ein klares Befundschema. Die Motivation der Patienten meistens sehr hoch, vor allem wenn es in die Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag geht.
Normalerweise hat der Patient ja keine tägliche Therapieeinheit in der Praxis. Wie läuft das eigenständige Training zu Hause ab?
Zu Hause machen die Leute in der Regel genug und die Zusammenarbeit ist normalerweise ausgezeichnet. Und wenn nicht, suche ich einfach das klärende Gespräch. Das Wichtigste ist die genaue Anleitung der Übungen. Das lässt sich auch auf die AnyHand übertragen: die gemeinsame Einarbeitung ist entscheidend.
Was denkst du über den Einsatz der AnyHand zu Hause , um die Zeit zwischen den Einheiten in der Praxis zu überbrücken?
Auf jeden Fall! Nochmal als zusätzliche Ergänzung. Das wäre dann der nächste Schritt, wenn längerfristig die Patientenakzeptanz und Funktionalität getestet sind. Bei Sehnenverletzungen und sonstigen schwereren Verletzungen wie Frakturen müssen die Patienten sehr gut angeleitet werden, wobei ich das unproblematisch sehe. Man kann das ja heute über die App gut vermitteln und über Monitoring oder Tele-Sprechstunden per Webcam den Verlauf der Therapie begleiten.
Denkst du, dass die technischen Mittel für den Home Use zu Schwierigkeiten bei älteren Generationen führen könnte, die weniger technikaffin sind?
Ich glaube man unterschätzt ältere Patienten! Wenn man sie gut instruiert und man ihnen wirklich gut erklärt, was sie zu Hause zu tun haben, funktioniert das. Die Dinge sind heutzutage so benutzerfreundlich. Viele 70- oder 80-jährige sind heute mit dem Smartphone unterwegs. Deshalb geht das vielleicht nicht bei allen Leuten, aber man muss es auf jeden Fall immer anbieten. Ältere pauschal auszunehmen, wäre nicht gut. Die Anwendung darf eben nicht zu kompliziert sein und die Instruktion eindeutig.
Auch die Therapeut*innen müssen sich ja in die Bedienung der AnyHand einarbeiten. Was motiviert dich dazu, Innovationen auszuprobieren?
Ich verfolge das seit 4 Jahren mit, daher ist hier mein Gedanke: unbedingt! Man darf sich diesen Dingen gegenüber nicht verschließen. Und vor allem wenn man merkt: „das bringt was!“ wäre es doch unsinnig, sich dagegen zu auszusprechen. Man kann es therapeutisch gut anwenden, sodass der Patient davon profitiert.
Es ist sogar eine Studie mit der AnyHand geplant, richtig?
Genau. Wir arbeiten viel mit der Handchirurgie der Uniklinik Ulm zusammen. Und vor zwei Jahren, als ich für eine Hospitation dort war, habe ich schon mal auf das Produkt von LIME aufmerksam gemacht. Pascal hat dann Kontakt aufgenommen und Prof. Dr. Mentzel und Oberarzt Bauknecht sind direkt mit eingestiegen. Dr. Bauknecht hat auch gleich eine Studie angeregt, die jetzt im November oder Dezember anlaufen soll. Eine Doktorandin wird die Studie bei uns in der Praxis begleiten.
Das heißt, die Studie findet direkt bei dir in der Praxis statt?
Ja, das ist super spannend, das ist ideal! Wir freuen uns, dass es stattfindet, weil wir in einem Bereich arbeiten, der ohne den wissenschaftlichen Hintergrund nicht auskommt. Man muss einfach den Nachweis haben, dass die AnyHand zielführend eingesetzt werden kann. Zum Beispiel, dass es nachgewiesenermaßen zu weniger Verklebungen der Sehnen kommt oder dass Patienten schneller wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren können.
Manchmal werden wir damit konfrontiert, dass wir den menschlichen Therapeut durch einen Roboter ersetzen könnten. Wie stehst du dazu?
Das würde ich so natürlich gar nicht sagen. Der Patient profitiert davon, weil er mehr Bewegungstherapie erhält und so Verklebungen vermeiden kann. Das kennen wir von Bewegungsschienen bei Knie und Schulter. Es unterstützt auch unseren Therapieerfolg, wenn man anschließend und vorher mit der AnyHand arbeitet. Ich sehe es eher als Gewinn als Ersatz. Dieses Gerät hat die absolute Berechtigung, eingesetzt zu werden, da stehe ich 100% dahinter.
Mich freut es, dass es junge Unternehmen wie LIME gibt, die solche Sachen vorantreiben und man so gut zusammenarbeiten kann. Und es ist eben ein Produkt, von dem man einen klaren Effekt hat. Deshalb wäre es auch Unsinn zu sagen, das macht die Therapie kaputt. Im Gegenteil: das bringt uns weiter .
© Physiotherapie Mack
Zur Person
Jürgen Mack absolvierte zu Beginn seiner Laufbahn eine Massage- und Physiotherapieausbildung und war jahrelang in der Sportbetreuung tätig, passenderweise im Handball. In Weiterbildungen lernte er die Handtherapie kennen und entwickelte daraus sein Interessengebiet. Schließlich legte er seine Prüfung als Handtherapeut ab und eröffnete 2011 seine Praxis, die von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH ) als Schwerpunktpraxis ausgezeichnet wurde. Jedes Jahr führen er und sein Team bis zu 7000 Handbehandlungen durch.