Arthrose in den Händen ist eine degenerative Gelenkerkrankung . Dabei verschleißt das betroffene Gelenk und nutzt sich stärker ab, als es für das Alter üblich wäre. Durch diese Abnutzung kommt es zu Schmerzen, Schwellungen und Entzündungsschüben . Die Intensität der Schmerzen ist dabei sehr individuell und korreliert nicht immer mit dem Stadium der Erkrankung. Im Verlauf versteifen die erkrankten Gelenke und es kommt zu Bewegungseinschränkungen , die sich stark auf den individuellen Alltag auswirken können.
Arthrose kann grundsätzlich alle Gelenke betreffen, kommt aber besonders häufig an der Hüfte, den Knien oder den Händen vor – mit den speziellen Formen in den Fingern und Händen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.
Schmerzen in den Fingergelenken können mit einer Arthrose zusammenhängen
Wie sind Gelenke aufgebaut?
Um zu verstehen, wie Arthrose wirkt, müssen wir uns zunächst den Aufbau der Gelenke ansehen. Alle so genannten echten Gelenke funktionieren auf eine ähnliche Weise: zwei Knochen treffen aufeinander und werden über ein Gelenk verbunden, das den Muskelzug in eine bestimmte Bewegung überträgt.
Die Knochen eines Gelenk treffen nicht direkt aufeinander, sondern sind durch Gelenkknorpel voneinander getrennt
Die Knochen treffen dabei nicht direkt aufeinander. Ein Gelenkknorpel an den beiden Knochen wirkt wie ein Puffer für die Bewegung. Mehrere Bänder umspannen das Gelenk, um die Bewegungen zu lenken und auf einen bestimmten Umfang zu begrenzen. Die Gelenkkapsel umgibt das gesamte Konstrukt. Sie ist mit der Gelenksflüssigkeit gefüllt, in der Nährstoffe zur Versorgung der Strukturen gelöst sind.
Was ist so besonders an den Gelenken der Hand?
Auch die Fingergelenke entsprechen dem schematischen Aufbau eines Gelenks. Im Vergleich zu Hüfte oder Knie sind sie aber sehr viel kleiner und auch der Gelenkspalt, der Abstand zwischen beiden Knorpelscheiben, ist viel schmaler. Die Hand mit ihren vielen Gelenken auf kleinem Raum ist daher ein besonders sensibles Organ.
Das Skelett der menschlichen Hand besteht aus...
19 Knochen in den Fingern 8 Knochen im Handgelenk 13 Fingergelenken 1 Sattelgelenk am Daumen
Durch diesen komplexen Aufbau werden extrem vielseitige Bewegungen möglich, die unsere Hände zu einzigartigen Werkzeugen machen!
Das Handgelenk besteht nicht nur aus zwei aufeinandertreffenden Knochen, sondern setzt sich aus mehreren Teilgelenken zusammen. Neben den acht Handwurzelknochen ist auch die Speiche daran beteiligt, die flexiblen Bewegungen des Handgelenks zu ermöglichen.
27 Knochen und 15 Gelenke kommen in der Hand auf kleinstem Raum zusammen
Der Daumen wird mithilfe eines Sattelgelenks bewegt, das Bewegungen in zwei Freiheitsgraden ermöglicht. Dieser besondere Aufbau ermöglicht und das feste Zugreifen und war in der Entwicklungsgeschichte des Menschen ein großer evolutionärer Vorteil.
Wir sehen: verschiedene Arten von Gelenken sind daran beteiligt, die umfangreichen Bewegungen der Hand zu ermöglichen. Die kleinen Strukturen auf der einen Seite und die hohe Beanspruchung unserer Hände im Alltag auf der anderen führen bei vielen Menschen im Laufe ihres Lebens zu Arthrose in den Fingern.
Wie entsteht Arthrose?
Arthrose zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. Es kann alle Gelenke des Körpers betreffen. Dort geht der Knorpel nach und nach verloren und das Gelenk verschleißt schrittweise. In der Folge kommt es zu Schmerzen, Schwellungen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen .
Wie kommt es dazu, dass das Gelenk solchen Schaden nimmt? Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Arthrose. Die primäre Arthrose lässt sich nicht auf einen bestimmten Entstehungsgrund zurückführen.
Bei der sekundären Arthrose hingegen kann eine Ursache ausgemacht werden: Meistens liegt eine langjährige Überlastung des betroffenen Gelenks zugrunde, die durch bestimmte Tätigkeiten im Beruf oder im Sport entsteht. Weitere Ursachen können eine frühere Verletzung , hormonelle und genetische Gründe oder die Ernährungsweise sein. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle: Bis zu 0,5% der gesamten Bevölkerung in Europa und den USA leiden mit fortschreitenden Lebensjahren unter einer Arthrose.
Der Gelenkknorpel, der die beiden am Gelenk beteiligten Knochen schützt, verändert sich im Laufe der Erkrankung, wird dünner und verliert nach und nach seine Pufferwirkung im Gelenk. In der Folge verändern sich auch die Gelenkflächen und der Spalt zwischen beiden Knochen wird kleiner. Es können außerdem Knochenauswüchse, so genannte Osteophyten , im Bereich des Gelenks entstehen und die normale Bewegung erschweren.
Arthrose in den Händen verläuft in Stufen
Arthrose in den Händen: Diese Gelenke können betroffen sein
In der Hand treffen verschiedene Gelenke aufeinander: drei Scharniergelenke pro Finger, das Daumensattelgelenk sowie das komplex aufgebaute Handgelenk, an dem acht Handgelenkknochen sowie die Speiche beteiligt sind. Je nachdem, welche Gelenke arthrotisch verändert sind, unterscheidet man verschiedene Krankheitsbilder:
Die häufigste Arthrose in den Fingern: Bouchard-Arthrose
Die nach einem französischen Pathologen benannte Bouchard-Arthrose ist die häufigste arthrotische Erkrankung der Hand. Sie taucht typischerweise an den zweiten Fingergelenken, den proximalen Interphalangealgelenken, kurz PIP, auf.
Bei der Bouchard-Arthrose tritt oft eine Schwellung der mittleren Fingergelenke auf
Die Fingergelenke sind dabei verdickt, da sie sich die Knochen verändern. Diese Variante der Handarthrose verursacht vor allem im Anfangsstadium Schmerzen in den Fingergelenken , wenn die Gelenke sich verändern und sich Knochenanhängsel bilden. In der Folge kann es zu Schüben kommen, bei denen sich die Gelenke phasenweise entzünden.
Die Finger schmerzen: Heberden-Arthrose
... bei der Heberden-Arthrose hingegen sind die obersten Fingergelenke betroffen
Bei der Herberden Arthrose bilden sich knöcherne Knoten am letzten Fingergelenk, dem distalen Interphalangealgelenk, kurz DIP. Diese Form der bereitet recht starke Schmerzen im Fingergelenk und zeichnet sich durch gerötete Haut und Druckempfindlichkeit an den betreffenden Gelenken aus.
Rhizarthrose: Wenn der wichtige Daumen ausfällt
Der Daumen bis zu 50% an der Handfunktion beteiligt. Daher geht die Rhizarthrose häufig mit besonders starken Bewegungseinschränkungen bei alltäglichen Handgriffen einher. Zunächst entwickeln sich Schmerzen im Daumen , später kann es auch zu einer Fehlstellung kommen. Frauen sind besonders häufig von Arthrose im Daumen betroffen.
Arthrose im Handgelenk
Arthrose im Handgelenk kann unter anderem zu einer Handskoliose führen
Eine Arthrose im Handgelenk ist meist auf eine Polyarthrose zurückzuführen. Das bedeutet, dass die Erkrankung systemisch auftritt und mehrere Gelenke des Körpers betroffen sind. Im Fall des Handgelenks kann es bei Fortschreiten der Krankheit zu einer Handskoliose kommen. Dabei driftet die gesamte Hand auf eine Seite ab. Daraus ergeben sich je nach Ausprägung starke Bewegungseinschränkungen.
Die Finger schmerzen: Welcher Arzt ist der richtige?
Wer anhaltende Schmerzen im Fingergelenk oder dem Handgelenk verspürt, sollte ärztlichen Rat suchen. Im ersten Schritt kann die hausärztliche Praxis ein guter Ansprechpartner sein. Zur genaueren Diagnostik sind orthopädische Fachpraxen auf Gelenkerkrankungen wie Arthrose spezialisiert.
Zur Diagnose sind Schmerz und Schwellung sind wichtige Indikatoren. Typischerweise verspüren die Erkrankten einen Anlauf- und Belastungsschmerz . Das bedeutet: Die Finger oder das Handgelenk schmerzen morgens sowie bei größerer Anstrengung besonders. Sind bereits kleine Knochenwucherungen entstanden, können die Gelenke beim Bewegen Geräusche erzeugen.
In der ärztlichen Untersuchung wird nach dem Anamnese-Gespräch und äußerlichen Begutachtung häufig auch ein Röntgenbild erstellt, auf dem knöcherne Veränderungen sowie der verkleinerte Gelenkspalt gut festgestellt werden können.
Arthrose der Finger: Was hilft?
Die vorrangigen Ziele bei der Therapie von Arthrose in der Hand sind Schmerzfreiheit und Funktionserhaltung, damit Betroffene ihre Selbstständigkeit beibehalten können.
Bewegung ist ein wichtiges Element in der Therapie einer Hand- oder Finger-Arthrose . Die kontinuierliche Bewegung verhindert Versteifungen und fördert die Versorgung der Gelenke mit wichtigen Nährstoffen. Auf starke Belastung, etwa durch das Heben schwerer Gegenstände, sollte aber verzichtet werden. Generell ist neben der Berücksichtigung des individuellen Schmerzempfindens eine gute Balance zwischen Bewegung und Ruhe entscheidend.
Um passende Übungen und das korrekte Maß an Bewegung und Ruhe zu erlernen, sind Physio- oder Ergotherapie sinnvoll. Idealerweise sucht man eine spezialisierte Handtherapie-Praxis auf. Auf der Seite der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH) findet sich einer Liste der zertifizierten Fachpraxen .
Neben Bewegungstherapie können weitere Maßnahmen wie Wärme- oder Kältetherapie sowie Medikamente zum Einsatz kommen, um die Schmerzen zu lindern und akute Entzündungsphasen einzudämmen.
Sind konservative Behandlungsformen ausgeschöpft und wird die Arthrose in den Fingern mehr und mehr zu einer Einschränkung des selbstständigen Alltags, ist eine operative Behandlung die nächste Option.
Operationen bei Arthrose in den Händen
Eine Operation sollten Betroffene erst in Erwägung ziehen, wenn die Bewegungseinschränkungen und Schmerzen zu einem akuten Problem für den Alltag werden. Eine OP bringt gewisse Risiken mit sich, die es genau abzuwägen gilt. Betroffene sollten sich im fachärztlichen Gespräch besonders mit der Lebensdauer möglicher Gelenkprothesen und dem Ablauf der Genesung auseinandersetzen.
Eine operative Behandlungsmöglichkeit ist die Arthroplastik , also das Einsetzen eines künstlichen Gelenks . Während beispielsweise der Ersatz eines Kniegelenks in der Medizin sehr etabliert ist, gestaltet sich der Gelenkersatz im Bereich der Finger als schwieriger.
Bei der Arthroplastik werden künstliche Fingergelenke eingesetzt
Daher wird je nach Position des betroffenen Gelenks eine Arthrodese erwogen, die Versteifung des erkrankten Gelenks. Da so die Bewegung völlig ausgeschaltet wird, lassen die Schmerzen stark nach. Allerdings bleibt das betroffene Gelenk in einer Position fixiert, sodass etwa das Greifen eingeschränkt wird. Daher wird gerade bei der Rhizarthrose , also der Arthrose im Daumen, der Einsatz eines künstlichen Gelenks eher in Erwägung gezogen, weil die Gesamtbeweglichkeit der Hand stark vom Daumen abhängt.
Im Anschluss an eine Hand-OP ist regelmäßige Bewegungstherapie ein wichtiger Aspekt, um Verklebungen im heilenden Gewebe zu vermeiden. Die nicht betroffenen, gesunden Finger benötigen ständige Bewegung, um nicht steif zu werden.
Mit Arthrose in den Händen leben
Eine Arthrose Erkrankung bringt nicht nur körperliche Veränderungen mit sich. Betroffene sehen sich mit einer degenerativen, fortschreitenden Krankheit konfrontiert, die die Beweglichkeit der Hände nach und nach einschränkt und so den selbstständigen Alltag gefährdet.
Die psychologische Seite von Arthrose in den Fingern ist daher ein wichtiger Punkt. Der Verein Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. bietet ein breites Informationsangebot und vernetzt Betroffene, um den Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung zu fördern.
Diese 4 Tipps können Betroffenen helfen, mit Arthrose in der Hand zu leben:
die eigenen Belastungsgrenzen akzeptieren und nicht darüber hinaus gehen Hilfe von außen annehmen, etwa bei Haushaltstätigkeiten Austausch mit anderen Erkrankten das Aneignen anatomischer Kenntnisse, um z. B. Fehlbelastung bewusst zu vermeiden
Häufig gestellte Fragen
Wie entsteht Arthrose in der Hand?
Arthrose zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. An den Fingergelenken geht der Gelenkknorpel nach und nach verloren und das Gelenk verschleißt schrittweise. In der Folge kommt es zu Schmerzen, Schwellungen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen .
Welcher Arzt ist bei Finger-Arthrose der richtige Ansprechpartner?
Wer anhaltende Schmerzen im Fingergelenk oder dem Handgelenk verspürt, sollte ärztlichen Rat suchen. Im ersten Schritt kann die hausärztliche Praxis ein guter Ansprechpartner sein. Zur genaueren Diagnostik sind orthopädische Fachpraxen auf Gelenkerkrankungen wie Arthrose spezialisiert.
Wie kann Arthrose in den Fingern behandelt werden?
Bevor operative Behandlungen wie Gelenkersatz oder Gelenk-Versteifung in Betracht gezogen werden, sollten die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Dazu gehören Krankengymnastik, physikalische Therapie sowie Medikamente gegen Schmerzen und Entzündungen.
Warum ist Bewegung wichtig?
Regelmäßige Bewegung ohne Belastung ist bei einer Hand- oder Finger-Arthrose besonders wichtig, um die Versorgung der Gelenke mit Nährstoffen weiter zu gewährleisten. Es gilt, das richtige Maß zwischen moderater Bewegung und Ruhe zu finden.
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema, eignet sich aber nicht zur Selbstdiagnose oder zur Auswahl einer passenden Therapie. Der individuelle Fall kann nur durch ärztliche Kompetenz zuverlässig diagnostiziert werden
Quellen
Waldner-Nilsson (Hrsg.) (2013): Handrehabilitation. Band 1 Grundlagen, Erkrankungen. Heidelberg / Berlin: Springer-Verlag.
Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. https://www.arthrose.de/home