Eine Einschränkung der Hand ist gleichbedeutend mit einer massiven Einschränkung unseres gewohnten Alltags. Die Dupuytren-Krankheit , auch Morbus Dupuytren , führt zu Bewegungseinschränkungen eines oder mehrerer Finger - der Dupuytren-Kontraktur .
Entlang der Sehnen der Handinnenfläche entwickelt sich im Laufe von Monaten oder Jahren ein Strang aus Kollagenfasern. Dieser zieht an einem oder mehreren Fingern und verhindert mit der Zeit, dass die Finger sich vollständig strecken lassen.
Bei Morbus Dupuytren entwickelt sich langsam ein Strang aus Kollagen in der Handfläche
Was passiert bei der Dupuytren-Kontraktur ? Was sind die Ursachen der Erkrankung und wie lässt sie sich behandeln ? Warum ist nach einer operativen Behandlung Bewegung so entscheidend? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im folgenden Artikel.
Was passiert bei der Dupuytren-Kontraktur?
Morbus Dupuytren ist eine gutartige Wucherung im Bindegewebe der Handfläche. Meistens sind der Ring- oder Kleinfinger betroffen, aber auch an den übrigen Fingern kann die Krankheit auftreten.
Zunächst bilden sich einzelne Knoten in der Handinnenfläche. Allmählich wachsen außerdem Stränge aus Kollagen parallel zu den Beugesehnen in der Handfläche. Mit der Zeit werden diese stärker und ziehen einzelne Finger in Richtung Handfläche. Wenn die Streckung der Finger nach und nach nicht mehr möglich ist, spricht man von der Dupuytren-Kontraktur .
Anfangs bilden sich Knoten in der Handfläche, mit der Zeit entwickelt sich ein Kollagenstrang
Solange keine Nerven von der Wucherung betroffen sind, ist die verursacht Morbus Dupuytren keine Schmerzen . Allerdings werden die betroffenen Finger zunehmend unbeweglich und hinderlich im alltäglichen Gebrauch der Hand.
Bis es zu diesen Einschränkungen kommt, kann es nach dem ersten Auftreten von Knoten in der Handinnenfläche noch Jahre dauern. Viele Betroffene bleiben auch völlig von Bewegungseinschränkungen verschont. Morbus Dupuytren schreitet normalerweise langsam voran, auch ein zwischenzeitlicher Stillstand oder stärkere Schübe sind möglich.
Achtung: Nicht jede knotenförmige Veränderung in der Hand ist auf Dupuytren zurückzuführen. Daher ist es unbedingt notwendig, ärztlichen Rat zu suchen, um die Diagnose zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen.
Morbus Dupuytren: Ursachen
Die genauen Ursachen , wie die Dupuytren-Krankheit entstehen kann, sind bis heute nicht abschließend erklärt. Allerdings gibt es einige Faktoren, die den Ausbruch der Krankheit wahrscheinlicher machen.
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Welche Faktoren beeinflussen den Ausbruch der Dupuytren-Krankheit?
Alter Geschlecht Geografische Lage Risikofaktoren Rauchen, Alkohol und Diabetes Genetische Komponente
Mit zunehmendem Alter tritt Morbus Dupuytren häufiger auf
Morbus Dupuytren betrifft Menschen ab dem 50. Lebensjahr . Die deutsche Dupuytren-Gesellschaft gibt an, dass bis zu 25% der 50-Jährigen und bis zu 50% der 80-Jährigen erkrankt sind.
Dabei ist aber zu beachten, dass bei Weitem nicht alle Ausbrüche auch behandelt werden müssen. Eine wesentlich kleinere Anzahl von etwa 45.000 Patient*innen pro Jahr in Deutschland sind so stark in ihrer Handbewegung eingeschränkt, dass sie sich einer Operation unterziehen.
Männer sind stärker betroffen als Frauen
Bei Männern setzt die Krankheit früher im Leben ein, sodass Morbus Dupuytren bei ihnen stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Daher müssen auch mehr Männer als Frauen operiert werden. Warum das Geschlecht mit der Krankheit zusammenhängt, ist nicht abschließend geklärt.
Dupuytren-Krankheit öfter in Industrieländern
Interessanterweise taucht die Dupuytren-Krankheit vorrangig in Mittel- und Nordeuropa sowie Nordamerika auf, seltener in Afrika und Asien. Auch hier ist der Grund bisher noch nicht genau untersucht worden.
Risikofaktoren für Morbus Dupuytren: Diabetes, Rauchen, Alkohol
Zwischen Diabetes und Morbus Dupuytren scheint es einen Zusammenhang zu geben, da Diabetiker häufiger erkranken. Auch Handverletzungen oder starke Beanspruchung der Hand über viele Jahre hinweg können den Ausbruch begünstigen – allerdings ist auch hier die Forschung noch nicht abgeschlossen.
Zwar lässt sich die Dupuytren-Krankheit nicht wirklich verhindern, allerdings kann man zwei wichtige Risikofaktoren vermeiden, die den Ausbruch fördern können. Raucher*innen und Menschen mit hohem Alkoholkonsum erkranken häufiger an Morbus Dupuytren. Wer also auf Nikotin und Alkohol verzichtet , kann das Risiko für die Handkrankheit etwas verringern.
Genetische Komponente von Morbus Dupuytren
Schließlich spielt auch die Genetik eine Rolle dabei, ob man in seinem Leben an Morbus Dupuytren erkranken wird oder nicht. Sind bereits mehrere Familienmitglieder erkrankt, wird es wahrscheinlicher, dass man auch selbst mit fortschreitendem Alter die typischen Knötchen in der Handinnenfläche entdecken wird. Die familiäre Häufung wird daher auch bei der ärztlichen Diagnose angesprochen.
Morbus Dupuytren Behandlung: Welche Alternativen gibt es?
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Morbus Dupuytren Therapie . Welche Möglichkeiten gibt es?
Operation Nadelfasziotomie Kollagenase-Behandlung Strahlentherapie
Da die Ursache für Morbus Dupuytren nicht umfassend geklärt ist, kann man - abgesehen von Verzicht auf Nikotin und Alkohol - selbst wenig tun, um einen Ausbruch zu verhindern oder das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern.
Auch konservative Behandlungen wie Medikamente, Krankengymnastik oder Massagen bringen meist keine bedeutsame Verbesserung . Daher bleibt den Betroffenen nur die Wahl zwischen verschiedenen, invasiven Eingriffen. Mit der Morbus Dupuytren Operation gehen - wie mit jeder OP - gewisse Risiken einher. Daher wird diese normalerweise erst vorgenommen, wenn die Bewegungseinschränkung den Alltag der Betroffenen stark behindert und minimalinvasive Therapien nicht mehr ausreichen.
In Deutschland werden jährlich bis zu 45.000 Operationen oder minimalinvasive Eingriffe im Zusammenhang mit Morbus Dupuytren vorgenommen. Verglichen mit der hohen Anzahl an Menschen, die mit fortschreitendem Alter erkranken, müssen nur wenige der Erkrankten letztendlich operiert werden.
Morbus Dupuytren Operation
Eine OP sollten Betroffene nur in Erwägung ziehen, wenn die Bewegungseinschränkungen der Hand sie im Alltag stark belasten und die Hand mehr und mehr unbrauchbar wird. Zuvor sollte man ärztlichen Rat bezüglich minimalinvasiver Verfahren einholen.
Es wird also empfohlen, den Eingriff so lange wie möglich hinauszuzögern. Zum einen bringt eine OP grundsätzlich gewisse Risiken mit sich. Zum anderen kommt es nach einer Morbus Dupuytren Operation häufig zu einem Rezidiv . Das bedeutet, dass die typischen Knoten und Stränge einige Jahre später erneut auftreten.
Schematische Darstellung der Narbe einer Dupuytren Operation
Da sich wie bei jeder Operation Narbengewebe bildet, ist eine zweite oder sogar dritte Operation ungleich schwieriger und sollte vermieden werden.
Bei dem Eingriff werden Haut und Bindegewebe der Handinnenfläche in einem Zick-Zack-Muster eingeschnitten, um die Spannung des Gewebes zu lösen und den Finger wieder strecken zu können. Die entstehende Narbe ist dementsprechend recht lang und bedarf guter Nachsorge.
Nadelfasziotomie
Die Nadelfasziotomie kann eine alternative Behandlung anstelle der OP darstellen: Sie kann ambulant und ohne Narkose stattfinden und auch mehrfach durchgeführt werden, falls ein Rezidiv auftaucht. Der durch Morbus Dupuytren entstandene Kollagenstrang wird mit vielen Nadelstichen so geschwächt, dass er nachgibt und die Beweglichkeit des Fingers wieder ermöglicht.
Der Nachteil dieser Behandlungsmethode liegt darin, dass die Krankheit im Vergleich zur OP schneller wieder zurückkommt, sich also in kürzerer Zeit ein Rezidiv entwickelt. Dennoch kann dieser kleinere Eingriff eine gute Möglichkeit sein, die Dupuytren-Operation hinauszuzögern.
Bei der Nadelfasziotomie wird der Kollagenstrang mit Nadelstichen geschwächt
Kollagenase
Die Therapie mit Kollagenase ähnelt der Nadelfasziotomie: Anstatt aber den Bindegewebsstrang nur mechanisch durch Nadelstiche zu schwächen, wird bei der Kollagenase-Therapie zusätzlich ein Enzym in den Strang gespritzt. Der Strang, der bei der Dupuytren-Kontraktur an den Fingern zieht, ist aus Kollagen aufgebaut. Das Enzym Kollagenase kann diesen Stoff auflösen und so den Strang aufbrechen. Wird der Finger nun gestreckt, reißt der Strang und der Finger ist wieder beweglich.
Die Kollagenase-Therapie gegen Dupuytren ist zwar in Deutschland zugelassen, aber das passende Medikament wird hier nicht mehr vertrieben. Es kann importiert werden, allerdings übernehmen nicht alle Krankenkassen die entstehenden Kosten.
Holen Sie ärztlichen Rat ein, um zu entscheiden, ob die Nadelfasziotomie ohne Kollagenase eine passende Lösung sein kann.
Strahlentherapie
Eine Bestrahlung mit Röntgen- oder Elektronenstrahlung kommt infrage, wenn die Dupuytren-Krankheit zwar aktiv ist, sich aber noch in einem Anfangsstadium befindet. Die Strahlen werden auf die Knoten in der Handinnenfläche gelenkt und beschränken dort die Teilungsfähigkeit der wuchernden Zellen. Auf diese Weise kann ein Stillstand erreicht werden oder die Krankheit zumindest verlangsamt werden. Kleinere Knoten können sich sogar verschwinden.
Ähnlich wie die Nadelfasziotomie und die Kollagenase-Anwendung ist auch die Strahlentherapie eine Möglichkeit, um die Operation hinauszuzögern . Dafür ist es wichtig, im Frühstadium mit der Behandlung zu beginnen. Ist die Dupuytren-Kontraktur bereits ausgebildet, schlägt die Strahlentherapie eher nicht mehr an.
Die angewandte Strahlung kann zwar recht gut auf die von Dupuytren betroffenen Stellen an der Hand beschränkt werden. Dennoch gilt es, die Gefahren und den Nutzen einer Strahlenbehandlung im Gespräch mit Fachärzt*innen sinnvoll abzuwägen.
Warum ist Bewegung im Heilungsprozess wichtig?
Vorsichtige Bewegung im Heilungsprozess
elastischere Narbe Verwachsungen vermeiden Lymphe in Bewegung
Durch die Operation ist eine Wunde entstanden, die sich nun langsam verschließt und schließlich zu einer Narbe wird. Der Körper kann das durch durch die OP verletzte Gewebe nicht mehr so nachbilden, wie es vorher war. Daher entspricht die Narbe nicht den ursprünglichen Hautschichten und ist weniger elastisch. Bewegt man die Hand im Heilungsprozess vorsichtig, entsteht ein Zug auf das sich bildende Narbengewebe. Auf diese Weise versteift das Gewebe weniger und bleibt geschmeidig.
Zusätzliche Therapiezeit mit der AnyHand
Mehr Infos
Nach einer Dupuytren Operation kann es außerdem vorkommen, dass das Narbengewebe mit umliegenden Strukturen verwächst, beispielsweise mit einer Sehne. Das würde im Verlauf wiederum zu Bewegungseinschränkungen führen. Auch hier sind Übungen sinnvoll: Bewegt man die Hand, gleitet die Sehne hin und her und kann nicht mit dem Narbengewebe verwachsen.
Bleibt die Hand in Bewegung, kann die Narbe schwieriger mit einer Sehne verwachsen
Bleibt die Hand nach der Operation lange Zeit unbewegt, kann sich außerdem Lymphflüssigkeit ansammeln und die Hand schwillt an. Die Flüssigkeitsansammlung kann zu einem unangenehmen Druckschmerz führen. Bei regelmäßiger Bewegung bleibt die Lymphe in Bewegung und staut sich nicht in der Hand.
Wir sehen: Nach einer Dupuytren-Operation ist Bewegungstherapie sinnvoll und wichtig. Die Übungen sollten immer mit der ärztlichen oder therapeutischen Seite abgesprochen werden, um den Heilungsprozess nicht zu behindern.
Häufig gestellte Fragen
Was kann man gegen Morbus Dupuytren tun?
Bei vielen Patienten ist der Verlauf von Morbus Dupuytren schmerzfrei. Daher ist nicht bei jeder Diagnose unbedingt eine Behandlung notwendig. Gängige Behandlungsmöglichkeiten (meist im fortgeschrittenen Stadium) sind: Operation (Fasziektomie), Nadelfasziotomie, Injektion von Kollagenase sowie die Strahlentherapie.
Wer behandelt Morbus Dupuytren?
Morbus Dupuytren -Spezialisten sind meist Fachärzte für Hand und plastische Chirurgie. Sie können die Dupuytren-Krankheit behandeln.
Kann eine Dupuytren-Kontraktur durch eine Operation behandelt werden?
Eine OP sollten Betroffene nur in Erwägung ziehen, wenn die Bewegungseinschränkungen der Hand sie im Alltag stark belasten und die Hand mehr und mehr unbrauchbar wird. Mit einer Operation lassen sich die Beschwerden der Dupuytren-Kontraktur verbessern. Die Symptome von Morbus Dupuytren treten aber oft nach einer gewissen Zeit erneut auf.
Wie entsteht die Dupuytren-Krankheit?
Die genaue Ursache der Dupuytren-Krankheit ist bisher noch nicht geklärt. Neben der erblichen Veranlagung werden äußere Faktoren wie eine Verletzung als Auslöser diskutiert.
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema, eignet sich aber nicht zur Selbstdiagnose oder zur Auswahl einer passenden Therapie. Der individuelle Fall kann nur durch ärztliche Kompetenz zuverlässig diagnostiziert werden.
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Quellen
Deutsche Dupuytren-Gesellschaft https://www.dupuytren-online.de/index.html
Oppermann et. al. (2017): Perkutane Nadelaponeurotomie bei Dupuytren-Kontraktur https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00132-017-3388-4
Waldner-Nilsson (Hrsg.) (2013): Handrehabilitation. Band 1 Grundlagen, Erkrankungen. Heidelberg / Berlin: Springer-Verlag.
Waldner-Nilsson (Hrsg.) (2013): Handrehabilitation. Band 2 Verletzungen. Heidelberg / Berlin: Springer-Verlag.